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Österreichische Gebärdensprache

Die Österreichische Gebärdensprache – abgekürzt ÖGS – gehört zur Sprachfamilie der Gebärdensprachen. Sie ist eine von vielen Gebärdensprachen auf der Welt, die alle nicht Stimmbänder und Sprechwerkzeuge nutzen, sondern Hände und Mimik. Gebärdensprachen sind natürliche und vollwertige Sprachen, d.h. sie sind nicht erfunden, sondern natürlich entstanden. Man kann mit ihnen alles ausdrücken, Witze und Redewendungen genauso wie abstrakte oder philosophische Inhalte. Die ÖGS ist seit 2005 als eigenständige Sprache in der Verfassung anerkannt (§ 8; Abs. 3) und somit eine offizielle Sprache in Österreich. Trotzdem hat sie im Bildungssystem immer noch nicht den gleichen Stellenwert wie gesprochenes Deutsch. Im Gegensatz dazu werden ÖGS und die Gehörlosengemeinschaft (vgl. Eintrag in den FAQ) in der Gesellschaft immer mehr bekannt und akzeptiert. Viele Hörende wollen die Kultur der Gehörlosen kennenlernen und ÖGS als eine weitere Fremdsprache lernen.

Gebärdensprachen sind nicht auf der jeweiligen gesprochenen Landessprache aufgebaut, sondern haben eigene Grammatiken.

Zum Beispiel: Der Satzbau in ÖGS ist nicht gleich wie der von gesprochenem Deutsch, die Zeiten werden anders ausgedrückt und die Verben anders genutzt. Der Vorteil von visuell-gestischen Sprachen wie ÖGS ist, dass der Raum verwendet wird. Im Gegensatz zum gesprochenen Deutsch, in dem Wörter immer nur hintereinander gesprochen werden, können in ÖGS mehrere Inhalte gleichzeitig gebärdet werden. Außerdem spielt die Mimik eine große Rolle. In den Lautsprachen hat das Hochziehen der Augenbrauen, Kopfschütteln oder Drehen des Oberkörpers keine bedeutende Rolle. Mimik vermittelt nicht nur Emotionen, sondern verändert auch Satzinhalte und macht aus einem Aussagesatz einen Fragesatz.

Auch Gebärdensprachen unterscheiden sich voneinander in der Grammatik. Hier ein Beispiel: Die Amerikanische Gebärdensprache (ASL) und die Britische Gebärdensprache (BSL) sind zwei ganz unterschiedliche Sprachen, auch wenn sowohl in England als auch in den USA Englisch gesprochen wird. Menschen in Hong Kong gebärden völlig anders als die Gebärdensprachgemeinschaft in Spanien.

Wie wir aus der Sprachwissenschaft wissen, haben alle Sprachen die gleichen Funktionen, wie etwa der Austausch von Wissen, Gefühle vermitteln oder seine Intentionen zu kommunizieren. Dies sind grundlegende Funktionen der menschlichen Sprache – egal ob gebärdet oder gesprochen. Sprache ist ein wichtiges Werkzeug in unserem Leben. Es ist daher essenziell eine oder mehrere Sprachen fließend zu beherrschen. Grundvoraussetzung ist, dass man diese schon von klein auf lernt bzw. Zugang hat. Für Kinder mit Hörbehinderung ist es – trotz technischer Hilfsmittel – oft nicht immer möglich eine Lautsprache voll zu hören und damit die Umwelt zu verstehen und zu verarbeiten. Im Gegensatz dazu sind Gebärdensprachen visuelle Sprachen, wodurch Kinder mit Hörbehinderung die Welt zu 100 Prozent sehen und damit begreifen und lernen können.

 

Anbieter für ÖGS-Kurse in Wien

Eine neue Sprache lernen ist immer schwer, weil man neue Vokabeln und Grammatikregeln lernen muss. Das ist auch bei der ÖGS nicht anders. Übung macht den Meister! Hinweis: Lernen Sie am besten von einer/m gehörlosen ausgebildeten Lehrer:in. Für Angebote in den Bundesländern wenden Sie sich an den jeweiligen Landesverband der Gehörlosen.

 

Wohin kann ich mich wenden?

  • Informationen, Vertretungen in den Bundesländern (Landesverbände), Bibliothek, Eltern-Kind-Treffen, Kinder und Jugend: Österreichischer Gehörlosenbund: ÖGLB
  • Sozialberatung in ÖGS, Eltern-Kind-Gruppe, Arbeitsassistenz: WITAF
  • Vorträge und Beratung zum Thema Schule und Bildung: Plattform Integration und Gebärdensprache: PLIG
  • Beratung zu technischen Hilfsmitteln: WITAF
  • Beratung und Information zu Taubblindheit und Hörsehbehinderung für Betroffene, Angehörige und Betreuungspersonen: ÖHTB 
  • ÖGS-Dolmetscher:innen: Österreichischer-Gebärdensprach-DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen-Verband: ÖGSDV
  • Finanzielle Unterstützung für Dolmetscher:innen und kommunikative Hilfsmittel: FSW und Sozialministerium Service
  • Notfallnummer für Menschen mit Hörbehinderung: DEC112
  • Unterstützung im Studium: GESTU – Servicestelle in Wien und Graz 

     

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